Tennis – 5. Spieltag der 2.Herren 30

5. Spieltag 2.Herren 30

Die Gerechtigkeit hat gesiegt!

Am 5. Spieltag der Gruppe 19 in der Bezirksklasse 1 in der Altersklasse der alten Männer Stufe 1 kam es zum entscheidenden Showdown um den Aufstieg. Wir, bisher vier mal 6:0 gewonnen, trafen auf den TSV Milbertshofen, bisher nur drei Mal gespielt, aber auch diese Begegnungen allesamt verlustpunktfrei bestritten. Somit war klar, dass ich das Optimum an Spielstärke aus unserem Kader aufstellen musste. … Kleiner Scherz; natürlich konnte ich wie immer einfach nur die nehmen, die gerade da waren; und das waren, beinahe schon traditionell, wenige Tage vor der Partie noch 5 Zusagen und ein „wenn´s sein muss“ und korrigierte sich dann im Laufe der Zeit verletzungs- und freizeitsplanungsbedingt  auf 3,5 Zusagen (Gödde hatte nur noch Zeit für ein Einzel). Immerhin, bin ich geneigt zu sagen, denn er hätte auch nach Düsseldorf auf einen Geburtstag fahren können, womit er gar nicht zur Verfügung gestanden hätte. Der Rest waren die üblichen Verdächtigen Henrik, Manu und ich. Wobei, das sei an dieser Stelle mal erwähnt, auch diese Personen teilweise andere Möglichkeiten gehabt hätten, ihren Samstag zu verbringen, nur die Prioritäten eben anders verteilten. Henrik hatte beispielsweise seine Schwiegereltern zu Gast, die ihm eigentlich beim Renovieren der Wohnung helfen wollten; was sie auch taten, nur jetzt eben ohne Henrik. Und auch bei mir zuhause wartete Besuch, den meine Freundin für den Nachmittag eingeladen hatte. In beiden Fällen lasse ich mal offen, ob das eher für oder eher gegen einen Einsatz auf dem Tennisplatz sprach.

Der Rest der 10 bis 11 Mann, an die ich mich als Mitspieler wage erinnere, war standardmäßig familiär und oder beruflich verhindert. Was prinzipiell mein absolutes Verständnis trifft, da die Halle weniger Gewichtung erhält als die Sommersaison. Trotzdem darf die Frage erlaubt sein, ob das zwingend in einem Ausmaß eintreffen muss, dass ich 50% des Kaders während der letzten fünf Monate zwischen Null und einem Mal gesehen habe. Ausnehmen möchte ich Leo, der seine geplantes Freiburg-Wochenende zur Not sogar abgesagt hätte. Etwas unglücklich hingegen war, dass sich Marko kurz vor seinem ersten Einsatz derart im Rücken verhob, dass er die Woche über krankgeschrieben war und verständlicher Weise kein gesundheitliches Risiko eingehen wollte; eine übliche Gefahr in der Altersklasse „Alte Männer Stufe 1“.

Neu hingegen war jedoch die Situation, dass sich bereits Anfang der Woche pro aktiv potentielle Verstärkungen aus anderen Teams anboten, die unsere Tabellensituation studiert hatten und zu Recht nicht davon überzeugt waren, dass wir aus eigenen Kräften diesen Aufstieg schaffen würden. Somit drängte sich in erster Linie die übliche sportphilosophische Frage auf, wie man Spielstärke, Trainingsbeteiligung und Mannschaftszugehörigkeit bei einer Aufstellung gewichten sollte. Sollte ich tatsächlich mit Patrique und Fred vorne zwei Raketen reinstellen, die dafür aber Manu oder Gödde hinten aus dem Kader schoben? Oder gar Henrik seinen Schwiegereltern vorwerfen?!

Glücklicher Weise musste ich diese Entscheidung nicht alleine treffen, da sich Dank der modernen, nicht mehr wegzudenkenden Kommunikationstechnik „WhatsApp“ und ihrer diversen Gruppen schnell ein größeres Anzahl Personen fand, die sich animiert fühlte, diese Überlegung in eine Stakeholder Umfrage zu verwandeln. Zum Schluss fand sich aber eine für alle Interessensgruppen optimale Lösung: Patrique rutschte vorne rein, Henrik, Manu und Gödde spielten dahinter und Fred lief später am Tag für die zweiten Herren (Altersklasse „junge Männer“) auf. Dazu war einzig erforderlich, dass Patrique und Fred ihr gemeinsam geplantes Event um eine Woche verschoben. Ich wiederhole: mannschaftsFREMDE Spieler planen ihre Freizeitgestaltung um, damit sie uns helfen können; ein klareres Signal, dass diese Spieler unserer Mannschaft tatsächlich fremd sind, ist schwer vorstellbar. Trotzdem möchte ich mich nochmal ausdrücklich für diese Unterstützung bedanken.

Dass Gödde und Manu somit weiterhin auf dem Platz standen, war mir in zweierlei Hinsicht wichtig: Zum einen gehören sie tatsächlich zu den Spielern, die ich ab und an im Training sehe, und zum anderen haben beide den Wunsch geäußert, dass wir aufsteigen sollten. Somit wollte ich sie an diesem entscheidenden Tag auch nicht aus der Verantwortung entlassen, dazu beizutragen.

Und Christoph wurde dieser Aufgabe auch mehr als gerecht. Zwar leistete er sich beim Stand von 5:1 ein kurzes Zwischentief, trotzdem konnte er sein Match relativ souverän mit 7:5 und 6:1 für sich entscheiden. Da ich selber als Doppelersatz für ihn erst später anreiste, muss ich mich auf die Beurteilung von Henrik verlassen: „Gödde spielt wie ein Gott“.

Etwas trostloser lief es dagegen für Manu. Nach einem staken ersten Satz mit 6:3 baute er körperlich derart rapide ab, dass es am Schluss nur noch zu einem 1:6 4:10 reichte. Sein Zustand muss dabei regelrecht besorgniserregend ausgesehen haben, so dass Henrik augenblicklich alle Hebel in Bewegung setzte, um auch für ihn einen Ersatz fürs Doppel zu finden. Nach dem Match gab Manu jedoch zu Protokoll, dass er nur konditionell über sein Limit gekommen sei, Doppel aber schon noch spielen könne. Zitat: „Im Doppel muss ich ja nur noch zwei statt drei Schritte pro Ballwechsel laufen. Das geht schon noch“. Als Außenstehgender muss man wissen, dass 9 Spiele auf Hallenboden aber auch wirklich kräftezehrend sein können. Dank der schnellen Ballwechsel kann sich so eine Belastung schnell bis zu 25 Minuten hinziehen; also inklusive der Pausen zwischen den Ballwechseln; und der Pausen auf der Bank beim Seitenwechsel. Eigentlich skurril, wie Profis das teilweise über mehrere Stunden schaffen. Gut, die rauchen vermutlich weniger und gehen ab und an joggen, aber das ist ja irgendwie auch gepfuscht; so könnte Manu das dann ja auch.

In der zweiten Runde griffen dann Patrique und Henrik ins Geschehen ein. Patrique demonstrierte dabei gleich Integrationswillen in unsere Truppe, in dem er zwar mit 2:1 in Führung ging, das allerdings tatsächlich durch 3 Breaks. Ebenso passend für unser Team war, dass er nach einer 4:1 Führung noch im Tiebreak landete und auch den 2.H30-standesgemäß mit 9:11 vergab. Dann allerdings rückte Personal Coach Fred an und erinnerte Patrique daran, dass er heute zwar FÜR die 2.H30 spielte aber nicht zwingend WIE die 2.H30. Folgerichtig gewann er die nächsten beiden Sätze mit 6:1 und 10:6.

Was sich derweil auf Platz 2 zutrug ist mit „tragisch“ nur sehr euphemistisch umschrieben. Henrik traf auf Johannes Klepsch, der laut Manu mal irgendeine Bezirksmeisterschaft gewonnen haben soll und somit als „nicht völlig blind“ einzustufen war. Bei Licht betrachtet leider eine Beurteilung, die für den gesamten gegnerischen Kader galt. Nach überragendem Auftakt, in der Johanes mit der kalten, flachen, dunklen, rutschigen Halle mehr zu kämpfen hatte als Henrik, stand es schließlich 6:3. Henrik konnte sein hohes Niveau bis zum 5:2 halten und vergab wenig später bei Stand von 5:4 zwei Matchbälle. Im darauf folgenden Tiebreak traf Henrik eine Linie und eine Netzkante weniger als sein Gegenüber und musste sich schließlich mit 6:8 geschlagen geben. Der entscheidende Championstiebreak sollte dann an Dramatik noch weiter zunehmen. Obwohl sich beide Kontrahenten bereits zwei Sätze lang mit guten Winkeln und eingestreuten Stopps über den Court gejagt hatten, lieferten sie sich weiterhin sensationelle Ballwechsel, die Henrik bei 9:6 drei weitere Matchbälle einbrachten. Tragischer Weise konnte er weder diese noch den einen weiteren bei 11:10 nutzen und unterlag schließlich nach spektakulärem Auftritt beider Beteiligten mit 11:13.

Somit gingen wir also mit einem 2:2 in die Doppel. Da Milbertshofen im Verlaufe der bisherigen Saison erste einen Satz abgegeben hatte und somit um drei Sätze besser gestellt war als wir, mussten wir beide Doppel gewinnen, um unsere Aufstiegschancen zu waren. Daher fiel die sichere Variante Patrique und Henrik leider aus. Da Henrik nach seinem Mamut-Match zudem noch pumpte wie ein Maikäfer und Manu ja bekanntermaßen per Default im Maikäfer-Modus aufläuft, entfiel auch diese Paarung. Folgerichtig blieben Patrique und Manu fürs Einser-Doppel und Henrik und ich fürs Zweier. Dank der fortgeschrittenen Zeit wurden beide Begegnungen ausschließlich in Matchtiebreaks bestritten, was meine Anreise nach Allach natürlich extrem lohnenswert machte.

Voll auf mein Match konzentriert konnte ich die Geschehnisse auf dem Nachbarplatz nur rudimentär verfolgen. Das Gesehene deckte sich aber schließlich mit dem Ergebnis: mit 4:10 und 4:10 liefen zwei Sätze relativ glatt an unseren Jungs vorbei. Trotzdem versuchten wir auf unserem Platz alles, um wenigstens noch ein Unentschieden übers Ziel zu retten. Was uns jedoch einzig gelang, war für Henriks Tag einen passenden Abschluss zu finden. Denn nach 10:5 im ersten Satz konnten wir bei 9:7 wieder einmal zwei Matchbälle rausholen, die wir aber schon rein aus neu gewonnener Tradition wieder einmal nicht nutzen. Stattdessen entschieden wir uns, diesen Satz mit 14:16 dem Gegner zu überlassen. Der letzte Durchgang endete dann recht unspektakulär mit 5:10, so dass wir dank der 2:4 Niederlage nun nur noch theoretisch aber nicht mehr realistisch aufsteigen können.

Und ich muss leider gestehen, so tragisch das auch insbesondere in Hinblick auf Henriks beide Partien dieses Tages war, so gerecht ist es doch unter dem Strich, dass diese Mannschaft mit dieser Einstellung nicht aufsteigt. Wir betrachten die Hallensaison als Möglichkeit, über den Winter ein wenig im Rhythmus und im Schlag zu bleiben um nicht jedes Frühjahr aufs Neue auf dem Platz zu stehen wie der erste Mensch. Und diese Einstellung halte ich für eine zweite Mannschaft auch weiterhin für absolut vertretbar. Nur wäre es wirklich der blanke Hohn, wenn diese Performance dann aus Versehen zu einem Aufstieg reichen würde. Spieler, die sich zu Höherem berufen fühlen, müssten dann doch mal überlegen, ob sie ihren Kadaver einem Zustand näher bringen wollen, der die Ausübung von Sport ermöglicht, sowie ihre Freizeit-, Familien-, und Berufsplanung anders gewichten.
Anderenfalls habe ich aber auch gar keinen Stress damit, im Sommer wieder Gas zu geben und nächstes Jahr im Winter wieder in der Bezirksklasse rumzudümpeln. Rein aus Gründen des zwischenmenschlichen Miteinanders würde ich mich in beiden Fällen allerdings freuen, alle Mitspieler zumindest in einem Abstand zu sehen, dass mir ihre Namen noch einfallen, wenn man sich mal zufällig über den Weg läuft.

Schammes