„Vom Radfahrerverein zum heutigen Hockeyclub – 100 Jahre Sport.“

ein Beitrag zum 100jährigen Vereinsjubiläum 2011

Bei einem Jubiläum wie diesem fragt man sich : Wie sind wir eigentlich entstanden und man versucht alle Ereignisse der vergangenen Jahre in Erinnerung zu rufen. Aber wie weit reichen sie?

Wir, der Hockey-Club Wacker, sind in der glücklichen Lage eine von Ignaz Schulke, dem langjährigen 1. Vorsitzenden, verfaßte Chronik zu besitzen, die bis in die Anfänge unserer damaligen Hockeyabteilung reichen. Wir wurden in einem Velociped- oder Radfahrerverein geboren, der sich 1890 gegründet hatte und „Monachia“ nannte. Auf dem Wege vom Laufrad über das Hochrad war ein Fahrrad entstanden, das den praktischen Bedürfnis des Alltags entsprach und auch Ausflüge in die Umgebung erlaubte.

Es fanden sich Gleichgesinnte, Ausflüge wurden organisiert, eine Anlaufstelle eingerichtet. Ein Kassier und ein Fahrwart kamen dazu und so entstand der Radfahrerverein, der sich später allgemein „Sportclub Monachia“ nannte. Im Winter mietete man sich in einem Saal ein, in dem dann Kunstfahren und Radpolo geübt wurde. Im Münchner Adreßbuch von 19… haben wir die Anschrift Blumensaal in der Blumenstraße gefunden. Im Sommer war ein Freizeitgelände an der (Klingseisen-) Plinganserstraße gepachtet. Als um die Jahrhundertwende das Land- oder Rasenhockey von England nach Deutschland überschwappte brauchte es noch einige Zeit bis es im Süden bei uns ankam. Die Gelegenheit zu einem Spiel ergab sich im März 1911 gegen MTV, deren Abteilung ein Jahr vorher gegründet wurde.

Obwohl eine deftige Niederlage folgte, war der Spaß an dem Rasenhockey doch so groß, daß die Gründung einer Hockeyabteilung beschlossen wurde. Sie fand am 20. Mai 1911 statt und wir beziehen unser Geburtsstunde und unser heutiges Gründungsfest auf dieses Datum. Leider folgte bald darauf der 1. Weltkrieg und einer nach dem anderen unserer Jungen wurde eingezogen. Ein geregelter Spielbetrieb war nicht mehr möglich. Ein Zusammenschluß mit der Turnerschaft München folgte, der aber nicht lange hielt.

Nach Ende des Krieges waren die Fußballer die Ersten, die 1918 wieder auf dem Gelände an der Plinganserstraße ( zwischen Obermeierhof im Norden und „Sendlinger Weinbauer“ im Süden ) einen Verein, den „Fußballclub Wacker“ gründeten. Dem schlossen sich im Frühjahr 1919 die Hockeyspieler als „Hockeyabteilung des FC Wacker“ an. In den folgenden Jahren kam die große Zeit des FCW mit den bekannten Spielern um Alfred Schaffer mit den Ansprüchen, die vermutlich nur mit Geld unter dem Tisch befriedigt werden konnten.

Im Stadtarchiv haben wir Pläne für ein Fußballstadion und einem Hockeyplatz an der jetzigen Albert-Roßhaupter-Straße gefunden. Das geschenkte Grundstück mußte leider verkauft werden. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten waren offensichtlich. Von einer Zeitzeugin, der Tochter des Obermeier-Bauern, weiß ich, daß der Vorstand einmal in der Küche der Bäuerin saß und gestand, daß der Verein die Pacht nicht zahlen konnte, worauf die Obermeierin nicht anders konnte und verzichtete. Das waren noch Zeiten!

Zwischenzeitlich hatte sich die Hockeyabteilung auf 3 Herren-Mannschaften, 1 Damen- und eine Jugendmannschaft vergrößert, Otto Lieglein wurde in die Nationalmannschaft berufen und 1922/23 wurden wir das erste Mal Bayerischer Meister. Die finanziellen Umstände waren die Gründe, warum die Hockeyabteilung die Eigenständigkeit anstrebte. Einvernehmlich mit dem Hauptverein erfolgte am 27.März 1931 die Gründung des Hockey-Club Wacker e.V. München.

Nun begann die Suche nach einem geeignetem Grundstück. Wir wurden fündig am Fuß der Isar-Terrasse. 2 brachliegende Grundstücke an der Brudermühlstraße wurden, nachdem die Stadt München das zweite aufgekauft hatte, gepachtet. Die Aufbereitung der Schafwiese zu ebenen, kurz geschorenen Spielplätzen begann.
Sportlich folgten die Internationalen Pfingstturniere, unter anderen 1932 mit Indien, allerdings im Dantestadion durchgeführt. 1936 waren wir auf 100 Mitglieder angewachsen; 926 RM waren unsere Jahreseinnahmen.Bei Kriegsausbruch 1939 war noch alles in Butter. Rolf Rotkopf bekam seinen ersten Einsatz in der Nationalmannschaft gegen die Schweiz. Die zur Wehrmacht eingezogenen Kameraden wurden durch die „Monika“, Clubnachrichten für die Front, mit Informationen aus der Heimat und dem Club versorgt. Der Spielbetrieb lief, verstärkt mit Fronturlauber, weiter.

Da zerstörten 1943 Brandbomben unsere 4 Clubhütten mit Archiv, Sportgeräten, Pokalen und Werkzeugen. 1944 traf eine Sprengbombe nicht die Werkzeugfirma Strobl uns gegenüber sondern unseren Hauptspielplatz. An einen Spielbetrieb war nicht mehr zu denken. Nach Kriegsschluß mußten wir bei den Amerikanern eine Neulizensierung beantragen. Wir waren ja 1940 gezwungen die NSRL-Einheitssatzung anzunehmen und hatten von da keinen 1.Vorsitzenden mehr sondern einen Führer des Clubs. Nach Vorlage einer neuen Satzung war die „Entnazifizierung“ dann aber kein Problem.

Um 1952 begannen die Reisen zu Turnieren ins Ausland, wie Barcelona und Zagreb und in den 80er und 90er Jahren der Senioren zu befreundeten Clubs in Afrika, Asien, Australien und Amerika. 1959 hatten die Herren dann den 15. Bayerischen Meister eingefahren, was auch die regelmäßige Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft bedeutete. 1952 gegen Klipper Hamburg und 1955 gegen Uhlenhorst Mühlheim wurden wir im Endspiel nur knapp geschlagen.
International herausragend waren die Teilnahme an den Olympiaden von Helsinki 1952 und Melbourne 1956 durch Werner Rosenbaum und durch Eberhard Ferstl in Melbourne und Rom 1960. Die Bronzemedaille von Melbourne können Sie in unserer Ausstellung bewundern.

Aus unserer Jugendabteilung kamen und kommen von 1965 an, man darf sagen regelmäßig, Spieler und Spielerinnen zum Einsatz bei Jugendländerspielen, worauf wir natürlich stolz sind. Eine eigene Ausstellung in unserem Rückschaufenster haben wir vor 2 Jahren der Entwicklung unserer Platzanlage gewidmet: Vom Isartaler Holzhaus 1948, der externen Umkleidebaracke 1958 zum 1974 gebauten jetzigen schönen Clubhaus und von den beiden Rasenplätzen zum modernen Kunstrasen-Spielfeld. Nicht zu vergessen den Bau 1967/68 unserer 6 Tennisplätze und 1997 der Tennishalle. (Wichtig in unserem Club ist neben dem Sport die Eigenverantwortung im Clubleben. Seit 1965 gibt es den jährlichen Arbeitsdienst zur Pflege der Clubanlage oder anderen dem Club dienenden Arbeiten, z.B. auch die Ausrichtung von Rallyes. Dabei sind Gruppen, die sich Schnecken, Hasen, Avivos, Graue Mäuse und Rundschlag nennen die Stützen unseres Clubs.)

Ein besonderes Datum ist 1966 die Gründung einer Tennisabteilung und der anschließende Bau von Tennisplätzen. Das war nur möglich weil uns die Stadt weitere Flächen überlassen hatten. Hier ist zu erwähnen wie wichtig die Partnerschaft der Vereine mit der Stadt München und dem Landessportverband ist. Ohne ihre Unterstützung wäre eine Entwicklung nach heutigen Maßstäben nicht möglich.

Wir sind stolz Ihnen sagen zu können, daß wir heute 2011 im Hockey 26 Mannschaften stellen, davon 18 Jugendmannschaften und im Tennis sind es 15 Mannschaften, davon 7 Jugendmannschaften.