Nürnberg übernimmt das Zepter

Ich stehe am Rand. Ich trinke ein Mai-Bierchen, halte das Gesicht in die Sonne und denke „Schön, ganz entspannt schaue ich heute mal zu.“ Nach einigen Minuten der erste Luftsprung: Nora schießt ein Tor – auf den Knien schiebt sie das Ding in `n Kasten.

Aber die Nürnberger lassen nicht lange mit dem Ausgleich auf sich warten. Sie sind jung, taktisch stark und ziehen nach. „ Eins – eins, das ist nicht schlecht. Wir machen das gut“, denke ich noch tiefenentspannt. Bis dann in der 29 Minute die Ecke gegen uns fällt. Die Schützin zockt zwei Blaue einfach aus und legt den Ball ins Tor. „Nicht schlecht! Leider!“

Aber auch wir haben was drauf: Vali steht am 7-Meter-Punkt. Ihr Herz klopft wie bei Frisch-Verliebten, die sich das erste Mal küssen. Sie schlenzt, die Torhüterin springt in die falsche Richtung. Tor für uns. „Yipppiiii“

In die Halbzeit gehen wir aber leider mit einem 3:2. Eine Nürnbergerin ist einfach an  unserer Verteidigung vorbei gelaufen, den Ball lang in unseren Schusskreis gelegt und einen andere hat ihn rein gemacht. „Oh nein!“

Nach der Halbzeit nehmen sie uns endgültig das Zepter aus der Hand. Sie setzen uns unter Druck, wir kommen nicht mehr hinten raus. Eine Ecke geht knapp an unserem Tor vorbei „Zum Glück“ Inzwischen ist es mit der Entspannung vorbei. Ich kann nicht mehr still sitzen. Um ehrlich zu sein, drehe ich vollkommen am Rad. Warum muss ich von draußen zugucken? Ich will mitmachen! Ich würde es nicht besser machen, aber ich könnte es wenigstens versuchen. Inzwischen schreie ich hysterisch „Kommt schon, Mädels. Reißt euch zusammen. Ihr könnt das! Gebt Gas!

Aber: Wir verzocken, die Gegnerin bringt den Ball von der Grundlinie ins Tor. „Wie geht denn das?“ 4:2. Und wieder überrennen sie uns. Sie sind einfach wacher, schneller, geschickter. Auge in Auge steht eine unserer Torwärtin Leo gegenüber. 5:2

„Das kann doch nicht wahr sein! Kommt jetzt. Weiter!“ Ich kenne das Gefühl: das Spiel wird immer schwerer. Man will, aber nichts klappt. „Wenn wir die Ecke jetzt reinmachen, kommen wir wieder ins Spiel“, prophezeie ich den Umstehenden. Aber wir machen sie nicht rein. Und so bringen wir das Spiel nur noch zu Ende – und gehen ohne Zepter und ohne Punkte vom Platz.