Tennis – 5. Spieltag 2. Herren 30

Der aktuelle Umgang mit dem Corona Virus lässt in mir erste Bedenken aufkeimen, mit welchem Souveränitätslevel die Menschheit einer potentiellen Zombie-Apokalypse gegenübertreten würde. Selbst unser Auswärtsspiel beim TC Puchheim wurde aufgrund der Infektionsgefahr unter Ausschluss der Öffentlichkeit angesetzt. Trotzdem verschafften sich eine Handvoll Ultras aus beiden Lagern Zugang zur Spielstätte; teilweise sogar mit Kleinkind – unverantwortlich, wenn man mich fragt.

Schön, dass sich mein Team dieser öffentlichen Hysterie entzieht und somit organisatorisch alles völlig normal verlief: Seit Wochen standen bereits 4 Zusagen für das Spiel fest…von denen sich einer 22 Stunden vor Spielbeginn krank meldete und ein weiterer sich nach eingehender 3-Level-Analyse seines potentiellen Gegners, schlicht weigerte aufzulaufen („das wäre für mich kein Spaß und für meinen Gegner eine Zumutung“). Glücklicher Weise zeigte Henrik mehr Mut und stellte sich spontan und freiwillig auf die Eins. Die zweite vakante Position übernahm ich; alles muss man selber machen.

In Puchheim angekommen bestaunten wir zunächst das landschaftliche Idyll, das sich uns eröffnete; eine possierliche Holzbrücke überspannte den kleinen Zulauf eines noch kleineren Sees, in dem sich Enten und Karpfen tummelten. Wanderwege umrandeten von Wäldern gesäumt das Vereinsgelände, ein kleiner Spielplatz lud die Kleinsten zu Abenteuern ein. Selbst das Clubhaus fügte sich durch seine Holzbauweise und die fensterreich überdachte Sitzecke geschmeidig in dieses Gesamtbild ein. Lediglich die Tennishalle sah aus, wie eine Tennishalle eben aussieht, hatte aber dafür den spannenden Effekt zu bieten, dass sie ausschließlich über einen unterirdischen Geheimtunnel zu erreichen war. Dort angekommen fanden wir 75% unserer Gegner bereits im fortgeschrittenen Zustand des Warmspielens vor, während sie die restlichen 25% anmaulten, mit welcher Begründung er jetzt erst käme; man nahm die Sache offensichtlich sehr ernst, immerhin hatte der Gastgeber noch Tuchfühlung nach oben.

Dem entsprechend geriet Gödde an Zwei gegen einen Kollegen mit unfassbarem Aufschlag, überragendem Volleyfähigkeiten und solidem Grundlinienspiel. Christoph ist dabei keinerlei Vorwurf zu machen; mit hochrotem Kopf und schnaufend wie ein asthmatischer Pekinese schleppte er seinen Zweimterfünfzich-Kadaver mit letztem Einsatz über den Court; und das war erst das Einspielen.

Besser schlug sich Marko auf dem Nebenplatz; er erreichte gegen den Level-3-gescouteten Übermenschen immerhin den Match-Tiebreak, in dem er allerdings mit 5:10 unterlag. Die Schuld dafür nahm Christoph jedoch auf sich, da er im entscheidenden Moment das Coaching übernahm.

In Runde Zwei trat dann Henrik auf den Plan, um seinem mitgereisten Sohn mal zu zeigen, was der Papa trotz arbeits- und familienbedingter Dauerabstinenz vom Training noch so draufhat: als da wären in erste Linie ein bis zwei Kilo zu viel, sowie enorm hohe Ballgeschwindigkeiten. Nicht so hoch im Kurs dafür heute: Präzision und Kondition. Ein Umstand der sich mühelos mit der neuen, tragenden Rolle im privaten Umfeld erklären lässt; ständig den Nachwuchs auf dem Arm zu haben, baut naheliegender Wiese eher Masse auf als Ausdauer.

Somit blieb es also an mir hängen, eine besiegelte Niederlage noch vor den Doppeln zu verhindern; und tatsächlich erwischte ich eher einen meiner besseren Tage – vorsichtig formuliert. Der Aufschlag kam wie ne Eins („Schammes, was ist denn mit deinem Aufschlag passiert?! Der sieht richtig dynamisch aus. Teilweise waren BEIDE Füße in der Luft!“ [anonymes Zitat eines Mitspielers]), die Vorhand kam ordentlich und die Rückhand kam…nun ja, sie kam, was in meinem Fall ja das Oberste des Erwartungsspektrums darstellt. Zu meiner eigenen Überraschung konnte ich nicht nur den ersten Satz glatter als es die Ballwechsel verdienten gewinnen, sondern im zweiten Satz nahtlos daran anknüpfen. Bei Stande von 6:1 und 5:2 grätschte dann aber im letzten Moment noch Gödde dazwischen: „Sag mal, was tust du da?! Du kannst uns doch nicht so scheiße aussehen lassen! Kannst du mal bitte verlieren, wie wir anderen auch alle?“. Gesagt, getan, erster eigener Aufschlagverlust, nur noch 5:4. Nach viel hin und her sowie diversen Matchbällen hüben und Spielbällen drüben konnte ich mich schließlich dennoch durchsetzen. Alles muss man selber machen.

Für die Doppel waren wir dann völlig entspannt. Christophs Gegner wurde, auch nach den Erfahrungen aus dem Sommer, im Doppel ohnehin als unschlagbar eingestuft, so dass sich lediglich die Frage stellte, ob wie mit 2:4 oder 1:5 aus der Sache rausgingen. Wir entschieden uns für Variante zwei. Insbesondere Christoph und ich waren gegen das Doppelgenie und den Übermenschen völlig chancenlos und kamen lediglich auf vier Spiele im zweiten Satz. Neben den unbestritten hohen Fähigkeiten unserer Kontrahenten, war es auch ein wenig das Elend auf zwei Beinen neben mir, das mehr Gegenwehr verhinderte: „ich habe Muskelkater. In  den Beinen. Und den Armen. Und am Bauch. Und am restlichen Körper sowieso. Und ne Blase am Fuss. Mindestens eine. Vielleicht auch Acht. Und eine Blase oben auf meinem Finger. Und überhaupt geht es mir gaaaaaanz, gaaaaaanz furchtbar.“

Nebenan erkämpften sich Henrik und Marko zumindest eine Verlängerung in den Matchtiebreak, der dann leider verloren ging; zumindest musste sich niemand ärgern, denn knapp ging der nicht aus.

Die Größte Niederlage stand uns, insbesondere C.G., da allerdings noch bevor. Aus Zeitgründen mussten wir nämlich bedauerlicher Weise die Einladung zur Spaghetti Bolognese ausschlagen. Somit trollten wir uns denn also hungrig und niedergeschlagen nach Hause, mit immerhin dem Trost, dass man in der Halle sehr gut vor dieser gefährlichen Sonnenstrahlung geschützt war, die ich anderenfalls möglicher Weise auf einer Skipiste hätte ertragen müssen. Zumindest aber David Nyhuis hatte große Freude am Spielplatz und das ist ja unterm Strich das Wichtigste.

Schammes