Tennis – 2. Herren 40 – 3. Spieltag

  1. Herren 40 – 3. Spieltag

Hoch und weit bringt Sicherheit. So oder so ähnlich muss das taktische Konzept des Ausstellungspark München gelautet haben.  Dabei hätte alles so schön werden können, denn an meinen letzten Besuch im Juni 2019 beim Ausstellungspark habe ich ausnahmslos gute Erinnerungen: Nette Menschen, super Matches und ein überragendes (Ü-BER-RA-GEND!) Grillen zum Abschluss führten damals trotz 3:6 Niederlage zu einem großartigen Tag.

Jetzt war natürlich im Vorfeld schon klar, dass sich das nicht so einfach wiederholen ließe, aber dass der Tag derart spaßbefreit werden würde, hatte ich nicht für möglich gehalten.  Zumal sich das Wochenende deutlich besser anließ als in der Vorwoche, da wir diesmal einen Kader zusammen brachten und antreten konnten. Und da sich die Anlage des Ausstellungspark München unmittelbar neben der von Rot-Weiß-München befindet, fuhren wir reflexartig überwiegend mit Hockeyspielern hin: zu Stephan. Schavi und mir gesellte sich diese Woche noch Hockey-Legende Ralf Gemmrig. Der Kader komplettiert wurde von Andreas Rabe und Matthias Joch-Noellke, der sich nicht passender in das Team integrierte:

„Hallo. Seid ihr die Jungs vom HTC Wacker?“
„HC Wacker“
„Richtig. Sehr gut. Ich bin Matthias. Ich spiele heute mit euch. Dann klärt mich mal auf; wie läuft das hier? Das ist mein erstes Punktspiel“.

Da ich eine ähnliche Frage am Spieltag zuvor bereits beantwortet habe, halte ich es für angebracht, das mal grundlegend darzustellen:

 

Aufgrund der noch laufenden Herren-Doppel verzögerte sich der Auftakt unserer 2 (Stephan), 4 (Ralf) und 6 (Schavi) um eine gute halbe Stunde; bzw. in Schavis Fall ca. eine Stunde aufgrund von sehr umfangreichem Warm-Up. Diesen Zeitverlust holte er aber im Match relativ zügig wieder auf; 6:0 6:0 stand es nach gefühlt 25 Minuten. Ralf und Stephan taten sich da deutlich schwerer und beendeten ca. eine Stunde nach Schavi ziemlich gleichzeitig ziemlich gleichartig ihre Begegnungen (erster Satz verloren, zweiter Satz gewonnen, Matchtiebreak auf den Sack bekommen).

Ralf mache ich dabei aber wenig Vorwürfe; zwar hatte sein Kontrahent ein paar Gramm mehr auf der Waage als zwingend erforderlich, aber seine Schläge waren druckvoll und sicher. Dass Ralf den Sport früher (also im Sinne von „damals in einem anderen Leben“) ernsthaft betrieben hatte, merkte man sowohl seiner Technik als auch seinem Spielverständnis deutlich an: Vom ersten Punkt an bemühte er sich, seinen Gegner zu bewegen. Am Schluss reichte es leider knapp nicht.

Stephan hingegen spielte gegen die langhaarige Version seiner selbst: jeder so hoch er kann. Die Bälle des Kollegen vom Ausstellungsparks waren dabei noch etwas höher und noch etwas sicherer als die von Stephan, so dass dieser sein Heil mehrfach in der Offensive suchte. OFFENSIVE! STEPHAN! Das illustriert das Maß seiner Verzweiflung eindrucksvoll genug. Trotzdem sei der Kommentar erlaubt: Ein Sieg hier wäre schon im Bereich des Möglichen gewesen.

In der zweiten Runde Einzel griffen dann Andreas, Matthias und ich ins Geschehen ein. Während Andreas und ich an 1 und 3 zwei Spieler mit Start-Berechtigung auch in höherer Altersklasse zugewiesen bekamen, erwischte Matthias einen Kollegen an 5, der mal sehr ernsthaft gespielt haben muss, durch langjährige Pause aber nun eine LK von 23 aufweist und von seinen Fähigkeiten her mindestens 4 Startplätze zu weit hinten in der Meldeliste rangiert. Die logische Konsequenz war eine klare und verdiente Niederlage, obwohl Matthias immer wieder sehr gute Ballwechsel entgegen halten konnte. Folgende tröstende Prognose traue ich mir zu: einen stärkeren Gegner wird er in dieser Saison nicht mehr bekommen und das Match war wirklich auf hohem Niveau und sehr ansehnlich.

Das Gegenteil spielte sich auf meinem Platz ab: der Gegner suchte sein Glück in der Defensive, in dem er jeden Ball ca. senkrecht in den blauen Himmel drosch, so dass er exakt 24 Sekunden später bei mir senkrecht runter fiel und 18 Meter wieder hoch sprang. Bis heute weiß ich nicht, was mich mehr ärgerte: dass ich nicht gut genug bin, um so jemanden glatt vom Platz zu schießen oder dass er für diesen Circus von außen noch Zuspruch bekam. Was ich weiß ist, dass ich beim 5:7 3:6 am Vortag bei den 3. Herren 30 wirklich unendlich viel mehr Spaß hatte als heute. Zwar konnte ich am Ende mit 6:4 6:2 gewinnen; in welcher Sportart ist aber immer noch ungeklärt.

Da sich Andreas auf dem Nebenplatz ebenfalls durchsetzen konnte, begaben wir uns beim Zwischentand von 3:3 in die Doppel-Diskussionen. Zwar vermuteten wir schon, dass der Ausstellungspark seine Schubser an den höheren Meldepositionen im 1er-Doppel verheizen würde, um das 2er und 3er stark zu machen, trotzdem hielten wir an mir und Andreas vorne fest, weil wir überzeugt waren, dass Stephan und Matthias an 2 oder Ralf und Schavi an 3 ein Doppel gewinnen würden.

Der Plan ging leider nur zur Hälfte auf: In der Tat bekamen wir es im 1er mit unseren beiden Einzelgegner zu tun und konnten uns dort erwartungsgemäß klar durchsetzen. Zumindest ich hatte das erwartet; mein Gegner offenbar nicht, was ich seinem fliegenden Schläger im zweiten Satz entnahm; ein eher seltenes Manöver in der Altersklasse 50+.

Den anderen beiden Doppeln hingegen konnten Ralf und Stephan ihren Stempel aufdrücken und ihren Erfolg aus dem Einzel wiederholen (erster Satz verloren, zweiter Satz gewonnen, Matchtiebreak auf den Sack bekommen). Wobei dies Formulierung für Ralf und Schavi nicht völlig gültig ist, denn wenn Ralf den Rückhandvolley reingespielt hätte, wäre das das 7:3 gewesen; so führte das zwischenzeitliche 6:4 zum späteren 7:10, was in einem Gesamtergebnis von 4:5 endete.

Da wir ohnehin weder die Ambitionen noch die Fähigkeiten haben aufzusteigen und ein Abstieg nur möglich wäre, wenn der BTV noch ne neue Liga unter uns gründet, wäre die Niederlage völlig egal gewesen. Schließlich spielt man ja häufig gegen eine sympathische Truppe, der man den Sieg dann auch gönnt; insbesondere, wenn er durch gutes und attraktives Tennis verdient zustande gekommen ist; so wie damals im Juni 2019. Aber, was soll ich sagen, Zeiten ändern sich und die Jungs von damals waren heute leider nicht dabei.

Schammes