Tennis – 1. Spieltag der 2. Herren 30

  1. Spieltag 2. Herren 30

Saisonziel verfehlt

Angelehnt an ein legendäres Zitat von Dragoslav Stepanovic lässt sich der Saisonauftakt der 2. Herren 30 wie folgt zusammenfassen: „Erste Spieltag, gleich Scheiße!“. Wobei das so zugegebener Maßen nicht ganz korrekt ist; rein technisch gesehen handelte es sich nämlich um den 2. Spieltag, da der erste am Sonntag der Vorwoche wegen akuter Ertrinkungsgefahr auf den Plätzen 1 bis 6 Richtung Pfingsten verschoben wurde. Somit stiegen wir also diesen Samstag bei strahlendem Sonnenschein gegen die TeG Grosshadern Blumenau in die Sommersaison 2019 ein. Bedauerlicher Weise sollte das Wetter dann aber auch schon mit das positivste Erlebnis dieses Tages werden.

Dabei war die Marschrichtung eigentlich klar definiert: Nachdem wir letztes Jahr am letzten Spieltag den Klassenerhalt sichern konnten, hatte die Teammehrheit dieses Jahr beschossen, aufzusteigen. Meine erstaunte Rückfrage, ob das bedeuten würde, dass wir uns also jeden Spieltag mit allem verstärken wollen, was die Meldeliste so hergibt, wurde damals umgehend zurückgewiesen:
„Nein! Wir wollen natürlich mit unserem Kader aufsteigen.“
„Achso. OK. Dann wollen wir uns also so richtig fit machen im Vorfeld? Von Grundlagenausdauer über Schnelligkeitsausdauer bis hin zu Sprints?“.
„Oh Gott! Bloß nicht!“
„Oh. Naja…Also trainieren wir einfach zwei bis drei Mal die Woche, spielen diverse Turniere und hoffen dann, dass es reicht?“
„Nein, eigentlich wollen wir alles genau so machen wie immer, nur eben jetzt aufsteigen“.

Der Plan kam mir zwar etwas dünn vor, bedauerlicherweise ist es mir aber immer noch nicht gelungen, diese basisdemokratischen Auswüchse im Team zu unterbinden, so dass ich mich also nicht nur der Mehrheit beugen musste, sondern großartiger Weise jetzt auch noch der Depp bin, der nun die Mannschaftsaufstellung danach ausrichten soll. Dabei gibt es bezüglich der Aufstellung ohnehin völlig neue Umstände zu berücksichtigen, die auch ohne diese ambitionierte Zielsetzung kompliziert genug wären. In den vergangenen Jahren war der Prozess der Mannschaftsaufstellung denkbar einfach: Man fragt zu Saisonbeginn die Verfügbarkeiten zu jedem Termin ab, hat dann montags 7-8 Zusagen, die sich über den Mittwoch auf 6 reduzieren und Freitag Mittag bei 4 bis 5 angekommen sind. Dann klappert man die üblichen Leidgenossen der anderen Teams ab, redet auf 3 bis 11 Leute mit Engelszungen ein, ob sie sich ausnahmsweise eventuell dazu durchringen könnten, am Wochenende Tennis zu spielen und zack, 12 Stunden vor Anpfiff, steht auch schon der Kader!

Dieses Jahr hingegen scheint mein Team von diesem alt bewährten Konzept abweichen zu wollen. Für die Begegnung in Grosshadern hatten sich sage und schreibe 12 Leute auf grün gestellt. Zwölf! Und für die kommenden Spieltage ist da kaum Besserung in Sicht. Also ist es mein Job, aus diesen 12 Spielern, die den LK-Bereich 7 bis 23 abdecken, einerseits ein Team zu finden, dass das erklärte Saisonziel erreicht und anderseits auch diejenigen bei Laune zu halten, die nicht aufgestellt sind. Und an dieser Stelle muss ich mir dann auch gleichmal auf die Schulter klopfen; In beiden Punkten bin ich gleich beim Auftakt grandios gescheitert.

Dabei stellen sich einige Spieler ja von selber auf. Henrik an 1 ist zum Glück unumstritten, gewinnt immer, spielt immer überragend, ein Vorbild auf und neben dem Platz; kurzum: wird von allen gemocht außer von Daniel, was insofern aber nicht weiter bemerkenswert ist, da Daniel niemanden leiden kann. Bedauerlicher Weise ist allerding auch eben jener Daniel unumstritten, da er aus taktischen Gründen mal vor Jahren seine LK verdoppelt hat und jetzt in vergleichbarer Spielstärke zu Henrik am hinteren Ende unserer Meldeliste rumdümpelt. Dann natürlich Zwei-Meter-Sechzig-Mann Christoph Gödde: Aufschlagwunder und Rückhand-Held sowie jederzeit in der Lage, dem Gastgeber den Grill leer zu fressen. Ebenso offensichtlich war selbstverständlich die Nominierung des sommerlichen Transferhammers Steffen Dempfle, dessen Wechsel vom MSC zum sympathischen Familienverein HC Wacker von der Presse frenetisch gefeiert wurde. Für die restlichen zwei Positionen kamen somit nur noch acht Spieler infrage. Jannis, der Mannschaftswanderer, überall und nirgendwo zuhause und körperlich noch etwas angeschlagen. Manu, der ähnliche Aufschlaggeschwindigkeiten wie Gödde vorweisen kann, konditionell aber noch nicht seine Bestform erreicht hat und sich in der Halle ohnehin deutlich wohler fühlt; Marko, der ehemalige kroatische Nationalspieler mit der Raketen Vorhand aber leichten Abzügen auf der andren Körperseite; Hani, der keine zwei gleichen Bälle pro Match spielt und mit unfassbarer Empathie jedem Gegenspieler genau die Bälle hinspielt, die der überhaupt nicht gebrauchen kann; Meldelisten Neuzugang Sebastian, der eine hohe spielerische Qualität mitbringt, konditionell aber ungefähr auf Manu Halbe operiert; David, ebenso neu in der Meldeliste, mit ebenfalls sehr guten Grundschlägen aber noch etwas überhöhter Fehlerquote. Heiko, das Vorbild an Ehrgeiz und Trainingsbeteiligung aber ebenfalls noch leichten Defiziten in der Sicherheit; sowie meine Wenigkeit, der ich in erster Linie die Qualitäten Vorhand, Mannschafts-Organisation sowie Berichte schreiben aufbieten kann, die dann Rückhand und Aufschlag kompensieren müssen.

Ich entschied mich für Henrik, Steffen, Gödde, mich, Marko und Daniel, sowie Hani und Sebastian für die Doppel und handelte mir umgehend zwei Shitstorms von nicht Berücksichtigten ein. Aber wie heißt es so schön: Der Erfolg gibt einem Recht; oder gäbe einem Recht, wenn man denn Erfolg gehabt hätte. Hatten wir aber nicht.

An eins geriet Henrik an einen wirklich starken Gegner und ging einigermaßen unter. Einzig bemerkenswert dabei ist, dass die Anwesenden wenigstens Zeuge davon werden konnten, dass auch Henrik – The Machine – menschliche Züge aufweist: Er spielte (für seine Verhältnisse) schlecht und äußerte seinen Unmut darüber mitunter lautstark. Auch Christophs Gegner war gut, wenn auch sein Benehmen auf dem Platz eher grenzwertig war. Was davon wieviel Ausschlag gab, ist ungewisse, aber auch dieser Punkt ging an die Heimmannschaft. Ebenfalls einen starken Kontrahenten erwischte Marko an fünf. In einer sehr sehenswerten Partie mussten wir uns aber auch dort mit 7:6, 1:6, 7:10 geschlagen geben. Lediglich mein Gegner fiel aufgrund von Trainingsmangel und Tagesform deutlich ab, konnte aber souverän von mir unterboten worden. Mit einer Leistung, die sich irgendwo zwischen „lächerlich“ und „erbärmlich“ einsortiert, endete dieses Elend schließlich mit 4:6 und 6:7. Lediglich Daniel an 6 sowie Gute-Laune-Onkel Steffen konnten punkten. Wobei ich nach all den Vorschusslorbeeren, mit denen Steffen mir angekündigt wurde, schon auch ein bisschen enttäuscht bin, dass er aus den Einzeln lediglich einen Punkt holte.

Somit war klar, dass wir 3 Doppel gewinnen mussten und lagen bei unseren Überlegungen zur eigenen Stärke und der potentiellen Aufstellung des Gegners ausnahmsweise komplett richtig. Hani und Christoph an drei gewannen erwartungsgemäß, bedauerlicher Weise unterlagen ziemlich zeitgleich Steffen und Daniel an eins. Erfreulich aber, dass sich Henrik und Sebastian nicht von der Tatsache entmutigen ließen, dass ihr Match für das Gesamtergebnis nun einigermaßen bedeutungsloses geworden war. Mit offenbar großem Spaß nutzten sie das schöne Wetter ausgiebig aus und waren nur knappe dreieinhalb Stunden später auch schon erfolgreich.

Unterm Strich steht am Ende trotzdem eine 4:5 Niederlage zum Auftakt, was fast gleichbedeutend für „nicht aufgestiegen“ steht. Nun gilt es Saisonziel B anzugreifen: Nicht absteigen. Dazu unternehmen wir den ersten Versuch auf heimischer Anlage am kommenden Sonntag gegen 14 Uhr oder wann auch immer die 8 Mannschaften vor uns ihre Spiele fertig haben.

Schammes