1. Herren verlieren am Samstag 3:6 und gewinnen am Sonntag 9:0 – das bedeutet leider den Abstieg.

 

Ich frage ihn ja öfters, ob er was zu den Spielen der 1. Herren sagen will, aber seine Standard-Antwort ist und bleibt: „Zitiere die Jungs – die beschreiben die Spiele doch immer sehr passend“. Nur zweimal im Jahr, jeweils am Saisonende, habe ich Glück. Da äußert er sich dann doch als Trainer:

 

Wackeraner: „Stephan, 9:0 gewonnen gestern gegen den TSV Mannheim 2, aber am Vortag 3:6 beim MHC 2 verloren – letztendlich zu wenig an diesem Wochenende für den Klassenerhalt…?“

 

Stephan: „Ja. Wobei wir nur noch rechnerisch abgestiegen sind am Samstag gegen den MHC 2. Der tatsächliche Abstieg ist vorher passiert. Gegen den MHC kannst Du in der 2. Regionalliga keine finalen Entscheidungs-Spiele gewinnen. Die mussten gegen uns gewinnen und dementsprechend sah dann auch der Kader aus – die holen dann einfach von oben die passenden Leute dazu. Das ist aber ok, würde jeder andere Verein wohl auch so machen, wenn er die Möglichkeiten hätte. Und der Sieg am Sonntag war schön und wichtig, wobei man auch zugeben muß, daß es jetzt nicht unbedingt die „stärkste Garde“ war, die der TSV Mannheim nach München geschickt hat“.

Wackeraner: „Und insgesamt, ein unglücklicher oder „fieser“ Abstieg?“

 

Stephan: „Nein, ein verdienter. Wir sind da ehrlich zu uns: In Summe waren es nicht die besten Leistungen, die wir in den letzten zweieinhalb Monaten gezeigt haben. Da waren wir z.B. als Aufsteiger im Feld in der 2. Regionalliga einfach schon weiter. In der Halle ging fast in jedem Spiel immer etwas schief, was nicht unbedingt schief hätte gehen müssen.“

 

Wackeraner: „Und jetzt?“

 

Stephan: „Der Abstieg ist echt ärgerlich, wird den geplanten mittel- und langfristigen Aufschwung der 1. Herren aber nicht entscheidend stoppen. Vor 2-3 Jahren waren die Abstiege eine echte Gefahr, da wir vor großen Umbrüchen standen. Aber jetzt haben wir ein funktionierendes Gerüst!“

 

Wackeraner: „Werdet Ihr groß etwas ändern in der täglichen Arbeit?“

 

Stephan: „Nein – für größte Änderungen besteht kein Bedarf. Allerdings, folgendes „Bildsprachen-Beispiel“ beschreibt es ganz gut: Wenn die Mannschaft „ein Grill“ ist und jeder Spieler „ein Kohlenstück“. In den Aufstiegs-Saisons kam ich zum Training, musste maximal ein Stück „Grillanzünder“ oder ein „Streichholz“ reinwerfen und der „Grill“ hat direkt so was von geglüht. Bedeutet, wir waren jedes Training nach 10 Minuten auf maximaler Betriebstemperatur. Als Trainer war da nicht das „Feuermachen“ mein wichtigstes Instrument, sondern ich musste eher immer schauen, daß ich den „Feuerlöscher“ griffbereit habe. Und wenn man so trainiert, macht sich das auch im Spiel positiv bemerkbar. Jetzt in der Hallensaison haben wir die „notwendige Betriebstemperatur“ auch immer erreicht, aber wehe ich hatte „keine ganze Packung Streichhölzer“, „einen Liter Brennspiritus“ dabei oder bin nicht singend, die „Feuergötter beschwörend“, um den Grill getanzt… Dann kam die Temperatur nicht zustande… 

 

Wackeraner: „Und das ändert sich?“

 

Stephan: „Ja, auf jeden Fall. Erstens erkennt jeder jetzt wieder, daß Aufsteigen definitiv besser ist als Absteigen. :-). Zusätzlich ist es ganz einfach (wenn vielleicht auch eher physikalisch falsch beschrieben): „Je mehr Kohle im Grill, desto einfach ist es zu heizen“. Und wir haben einige Spieler im Kader (z.B. unsere Riege an 1,90-Latten im Sturm), die im Feld doch manchmal besser zur Geltung kommen. Zusätzlich ein paar Spieler, die in der Halle bei den 1. Herren pausiert haben und die jetzt zurückkommen; sprich wir hatten letzten Herbst schon ein tollen, konstruktiven und fairen Konkurrenz-Kampf um die Plätze in der Mannschaft und das wird sich noch verstärken. Jeder will „im Grill bleiben“ und kommt deswegen schon ‚heiß‘ ins Training“.

 

Wackeraner: „Warum verstärkt sich der Konkurrenz-Kampf noch?“

 

Stephan: „Weil aus dem 98er-Jahrgang ein paar Spieler hochrücken. Natürlich muß man die Kirche im Dorf lassen. Das geht für die Jungs nicht so, ‚hurra, ich bin da und spiele jetzt‘; da liegt noch viel, viel Arbeit vor ihnen. Aber eins ist auch klar und da sind wir zu Recht bei Wacker stolz drauf: die Rate und den %-Satz an Jugendspielern, die wir im Erwachsenen-Bereich gut integrieren, ist echt hoch. Liegt einfach am guten Zusammenspiel aller Beteiligten, sei es Björn in der Jugend, Dave, Jörn etc. von den 2. Herren oder sei es Stefan als Herren-Koordinator. Zusätzlich hat Wacker natürlich auch mit dem neuen Kunstrasen, der tollen Clubanlage oder dem super und belebten Clubhaus Argumente, die für junge Erwachsene attraktiv sind“

 

Wackeraner: „Abgänge?“

 

Stephan: „Ja. Mathias Blöthe hat uns leider nach Hamburg verlassen, da er dort einen tollen Job angetreten hat. Glückwunsch dazu! Zusätzlich werden Felix Hutterer und Julian Beer wieder zum Feldhockey zum MSC und Rot-Weiss zurückkehren.“

 

Wackeraner: „Traurig darüber?“

 

Stephan: „Blöde Frage! Nenn‘ mir eine Mannschaft in München (außer jetzt vielleicht den engsten MSC-Kader ausgenommen), denen die beiden – gerade im Feld! – nicht entscheidend und gut zu Gesicht stehen würden?!? Es war toll, sie in der Halle bei uns gehabt zu haben, aber genauso wünschen wir ihnen jetzt ehrlich und offen das Beste, wenn sie wieder gehen.“

 

Wackeraner: „Vorletzte Frage – Du hast kurz vor Saison-Ende Manuel Gasser reaktiviert! Warum denn das eigentlich?“
Stephan: „Ganz einfach – unsere vier Torhüter Flocki, Jensemann, Kenan und Wolfi hatten alle entscheidenden Anteil bei unseren Aufstiegen und Erfolgen vor der Hallensaison. Aber in der Halle haben wir keine Konstanz reinbekommen. Nicht weil die Jungs nicht wollten, unsere Torhüter laufen immer vorneweg, aber das Auskurieren von z.B. langwierigen Verletzungen, neuer Job mit Probezeit oder entscheidende Examens-Phase im Studium gehen einfach vor! Und so kam es, daß wir vor drei Wochen nur noch einen Torhüter für vier Herren-Mannschaften hatten… Da habe ich zum Hörer gegriffen und Manu angerufen.“

 

Wackeraner: „Und, wie war er?“
Stephan – lacht: „Manchmal sind Zahlen die beste Erklärung. In den Spielen zuvor hatten wir im Schnitt 7,2 Gegentore, danach noch 3,7. Wir haben in drei Spielen mit ihm vier 7-Meter gegen bekommen, davon hat er einfach mal drei gehalten. Aber die beste Zahl ist die vom Wochenende. Wir hatte zehn „kurze Ecken gegen“ gegen die beiden Mannheimer Vereine. Und bei den fünf am Samstag gegen MHC 2 stand da jedesmal ein 1.Bundesliga erprobtes-Junioren-Nationalspieler-Duo am Schuss. Deren Schuss ist im Prinzip zu stark für die 2. Regionalliga. Aber Manu geht aus dem Wochenende mit einer 100%-Quote: Zehn gehaltene kurzen Ecken von zehn kurzen Ecken… und das nach jahrelanger Pause vom ‚richtigen‘ Hockey. Lange Rede, kurzer Sinn: Manu ist 34, hat Beruf und Familie: er ist definitiv weder die Zukunft noch Konkurrenz für unsere ‚richtigen‘ Torhüter – aber ein Anreiz für die gesamte Mannschaft allemal! In Zukunft muß ich einfach fragen – „Seid Ihr sicher, daß Ihr dieses Training oder in diesem Spiel soviel investiert habt wie „der alten Baum da hinten in der Halle“?“

 

Wackeraner: „So, letzte Frage – wie geht es mit Dir weiter?“

 

Stephan – „Ja genau – tolle Frage. Ich sage nichts ohne meinen Wilfried.“