Tennis – 2. Herren 40 – 1. Spieltag

Nach 153 Jahren Corona-Pause startete vergangenes Wochenende endlich wieder eine Tennis-Saison; und – es ist ja nicht alles schlecht – Dank Corona bei 25°C und Sonnenschein Mitte Juni, anstatt bei 2 °C und Schneeschauer, die sonst üblicherweise am ersten Spieltag Anfang Mai einer regulären Saison anstehen.

In diesem Jahr bin ich persönlich in der komfortablen Situation in mindestens 3 Teams mitpfuschen zu dürfen: 3. Herren 30, 1. Herren 40 sowie die nagelneu aus dem Boden gestampften 2. Herren 40. Diese Meldung bot sich seit Jahren an, um ambitionierten Tennisspielern, die aufgrund der großen Konkurrenz in anderen Teams nicht regelmäßig zum Zug kamen, eine Plattform für Punktspiele zu bieten; wenn auch alle Beteiligten mit der Meldung einer 4er-Mannschaft geplant hatten, von Sportwart Tino dann aber eines Besseren belehrt wurden. Zusätzlich wurde die Organisation des Teams kurz vor Saisonstart noch einmal schwer erschüttert, als Heiko Krämer aus privaten Gründen die Mannschaftsführer-Binde abgeben musste.

Glücklicher Weise fand sich mit Stephan „on Fire“ Köhler aber ein sehr guter Ersatz.  Da die Hockey-Saison pandemiebedingt noch auf Eis liegt, ist er derart unausgelastet, dass er sich eine 100er-Karte Trainingseinheiten beim Ranfti sowie eine eigene Ballmaschine zugelegt hat; die Orga der 2.H40 hat er da aus reinem Eigeninteresse schnell noch nebenher übernommen.

Und so war es also an ihm für das erste Punktspiel bei TCE Gröbenzell 3! die optimale Aufstellung zu finden; wobei „optimal“ in dem Sinne bedeutete, 6 Leute auf den Platz zu diskutieren. Das gelang ihm in beeindruckender Manier, schließlich Standen mit Philip Schavoir (Ex-Bundesliga) sowie Stephan und mir (Ex-2. Bundesliga) drei absolute Hochkaräter im Kader; gut, die Liga-Angaben stammen aus den jeweiligen Hockey-Karrieren, aber man muss ja nicht in jedem Detail das Haar in der Suppe suchen. Vervollständigt wurde die Truppe von vier Menschen, die genauer vorgestellt werden müssen als eine reine Namensauflistung:

  • Andreas Rabe, 54 Jahre, 4 Punktspiele in seiner Karriere und damit einer der Routiniers im Kader
  • Konstantin Wegner, 50 Jahre, 0 Punktspiele, organisierte extra sein komplettes Wochenende um, um wenigstens ein Einzel spielen zu können
  • Peter Schmidt, 60 Jahre, 0 Punktspiele, kam nur unter der mehrfachen Nachfrage, dass wirklich sonst überhaupt niemand anderes spielen könnte
  • Werner Höfner, 73 Jahre, unzählige Punktspiele, aber das letzte bei den Herren 40 vor ca. 30 Jahren. Konnte glücklicherweise dieses Wochenende noch Doppel spielen, weil er erst nächste Woche im Rahmen von „Cap Anamur“ (https://www.cap-anamur.org/) in Afrika unterwegs ist

In der Besetzung ging es nach Gröbenzell; selbstverständlich nicht ohne, dass Stephan vorher eine Analyse der Ergebnisse des Gegners seit 2005 durchgeführt, die mögliche Aufstellungsoptionen erörtert und ein persönliches Profil jedes einzelnen der 68 gemeldeten Herren 40 Spieler erstellt hatte. Saisonziel laut Stephan: Spaß haben

Das gelang in der ersten Runde nicht unbedingt allen. Zumindest Stephans Gegner hatte laut deutlicher akustischer Signale keinen; dabei konnte man Stephan nicht mal vorwerfen, sein gefürchtetes Stephan-Tennis zu spielen (2. Aufschlag von unten, Bälle 14 Meter hoch reinlöffeln und plötzlich einen Winner schlagen); er spielte solide, hielt den Ball (aber in absolut vertretbarer Höhe überm Netzt) und schlug mehr Winner als Bogenlampen, so dass er schließlich verdient mit 6:1 und 6:3 gewann. Auf dem Nachbarplatz beobachtete ich derweil Peter, dessen Match mit folgendem Dialog sehr gut wieder zu geben ist:

„Peter, wie läufts?“
„0:5“
„OK. Brauchst du irgendwas?“
„Nein. Alles super! Hat noch nie so viel Spaß gemacht, zu verlieren“

Er hatte mit seiner ersten Auslosung sportlich gesehen aber auch etwas Pech, weil sein Gegenüber in der Jugend ein Guter war und innerhalb seiner langen Pause noch nicht genug wieder verlernt hatte; insbesondere der Aufschlag war recht beeindruckend. Trotzdem gelang es Peter, respektable zwei Spiele zu gewinnen.

Von Konstantins Spiel habe ich selber leider wenig gesehen, aber laut Andreas machte er mehr Fehler als üblich (wobei „üblich“ hier synonym für „im Training“ steht und jeder Tennisspieler weiß, dass Punktspiele und Training zwei völlig verschiedenen Sportarten sind).

Da ich in der zweiten Runde selber aktiv wurde, kann ich nicht viel mehr als die Ergebnisse melden. Sowohl Andreas als auch Schavis Matches gingen recht glatt aus, wenn auch in verschiedenen Richtungen. Schavi legte in seinem allersten Punktspiel seit der Altersklasse „Knaben“ ein recht beeindruckendes 6:1 6:0 hin, was die Erwartungshaltung für den Rest der Saison entsprechend anhebt. Da er aber selbst bereit 3 Minuten nach Treffpunkt angefangen hatte zu fragen, welche Siege gegen welche LKs seine eigene Leistungsklasse wie schnell verbessern, gehe ich davon aus, dass sein eigener Anspruch noch höher liegt. Bei mir führte ein guter und ein peinlich nervöser Satz zu einem 6:1 und 7:6, was gleichbedeutend mit einem Zwischenstand nach Einzeln von 3:3 war. Saisonziel laut Stephan: Obere Tabellenhälfte.

Zur Aufstellung der Doppel kam Stephan mit folgendem Vorschlag auf mich zu: „Der Werner rangiert mit seiner LK 19 bei uns an Zwei. Es wäre total clever, ihn und Peter als Kanonenfutter möglichst hoch spielen zu lassen und die anderen beiden Doppel stark zu machen“. Ich entgegnetem dem, dass das ja eventuell kurzfristig clever sei, der Werner aber extra angereist sei, um uns zu unterstützen und mutmaßlich wenig Bock hätte, sich hier abschießen zu lassen.
Als alle zusammengetrommelt waren ergriff zunächst Werner das Wort: „also Jungs, das cleverste wäre, wenn Peter und ich als Kanonenfutter möglichst hoch spielen und wir die anderen beiden Doppel stark machen“. Jagut, wer wagt sich schon, jemandem zu widersprechen, der mit Björn Borg aufgewachsen ist.

Ungefähr eine Stunde später sollte sich herausstellen, dass sie ihre Aufgabe deutlich verfehlt hatten: eine furiose Aufholjagd im zweiten Satz bescherte ihnen erst beim Stand von 4:5 einen unglücklichen weiteren Spiel- und damit Matchverlust. Ebenfalls über den Erwartungen blieben Andreas und ich im 1er-Doppel, das wir überraschend klar gewinnen konnten. Oder, um es mit Werners Worten zu sagen: „ihr habt echt gewonnen? Echt?! Das hätte ich euch nicht zugetraut.“. Ich habe es mal als Kompliment interpretiert.

Somit lag alles an Schavi und Stephan im 3er Doppel. Der erste Satz war bereits mit 6:4 eingetütet, aber der Gegner wurde stärker. Das Spiel war spannend und durchaus ansehnlich. Philip allerdings dabei zuzusehen, mit welchen Touch er den Ball behandelt, obwohl er pro Jahr auf ca. 8 Minuten Training kommt (gemittelt über die letzten 30 Jahre) schwankt irgendwo zwischen beeindruckend und frustrierend. Lediglich die fehlende Matchpraxis war ihm anzumerken, wenn er ganze Ballwechsel auf der T-Linie absolvierte oder völlig ohne jegliche Notwendigkeit einen Lob einstreute. Das hoch dramatische 7:5 im zweiten Satz bedeutete aber schlussendlich den 5:4 Gesamtsieg.

Saisonziel laut Stephan: Aufstieg!

Schammes