Tennis: Mixed-Runde 2018 – 1.Spieltag

 

Kaum etwas befriedigt die Seele des Wutbürgers so sehr, wie die Situation, dass sein Klagen ernst genommen wird. Und da ich in dieser Funktion kürzlich erst wieder mehr Social Events beim HC Wacker gefordert habe, um auch mal andere Gesichter zu sehen als die der eigenen Mannschaft, hat sich Tennissportwart Tino diese Beschwerde zu Herzen genommen und umgehend eine BTV-weite Mixed-Runde ins Leben gerufen; ich vermute zumindest stark, dass diese Initiative von Tino ausging.

Um dabei aus negativen Erfahrungen der vergangenen Saison zu lernen, hat er zudem den halben Verein als spielberechtigt gemeldet; ich glaube, ein paar Hockeyspieler sind diesmal auch dabei. Nach dem Rückzug von Zorneding umfasst die Gruppe neben dem HC Wacker nun nur noch zwei weitere Teams, so dass es insgesamt nur zu zwei Begegnungen kommen wird. Gespielt werden dabei zwei Damen- und zwei Herren-Einzel sowie abschließend zwei Mixed. Insgesamt werden also pro Spieltag 2 Damen und 2 Herren benötigt;  gemeldet sind 72 Personen.  Ich rechne daher fest damit, dass für die nächste Saison der 2. Herren 30 Minimum 108 Spieler auf der Meldeliste auftauchen.

Bei der restlichen Orga wurde zum Glück an bewährten Konzepten festgehalten: um 00:30 Uhr des Spieltags wurde begonnen, per WhatsApp zu klären, ob jemand Bälle und Spielberichtsbogen mitbringt und ob diese Mixed-Runde eigentlich auch eine Bewirtung der Gäste vorsieht. Der letzte Punkt wäre uns in der Tat schwer gefallen, da der bisherige Clubwirt ja bereits die Tore geschlossen hat; wobei sich alleine durch diesen Umstand ehrlicher Weise die Bewirtungssituation nicht signifikant verschlechtert hat.

Untypisch für den Verlauf der Saison war jedoch, dass bereits seit Tagen der Kader feststand. Die Damen wurden repräsentiert von Martina Heide und Steffi Gentner, die Herren Fraktion bildeten zunächst Flo Krause und ich. Prima, dachte ich, da kann ich ja schon wieder zwei neue Mitglieder der Tennisabteilung kennenlernen. Und wie groß der Nachholbedarf in dieser Kategorie ist, zeigte sich recht schnell als die erste Dame die Anlage des HCW betrat und mich fragte, ob sie hier richtig wäre für den Mixed-Spieltag. Zwar  konnte ich diese Frage noch bejaen, musste mich meinerseits aber zunächst erkundigen, für welches Team sie aufzulaufen gedenke; wie sich herausstellte, gehörte sie zum Gegner.

Kurz darauf waren jedoch alle Fronten geklärt, jeder kannte seine Mit- und Gegenspieler und es hätte losgehen können, wenn nicht ein weiteres Problem bestanden hätte: das Wetter. Als guter Deutscher bin ich ja glücklicher Weise mit der Fähigkeit gesegnet, mich immer über das Wetter beschweren zu können, egal wie es aussieht. Wenn es regnet ist es zum Tennisspielen kacke, wenn Wind weht sowieso aber auch an Sonnenschein gibt es genügend auszusetzen; zumindest wenn er Ausmaße annimmt, bei denen man sich sorgt, dass der rote Sand auf dem Spielfeld zu Glas eingeschmolzen wird. Um dies zu verhindern, warf Flo zwar den Inhalt eines durchschnittlichen garmischer Speichersees auf den Court, allerdings schien das Wasser zu verkochen, noch ehe es den Boden berührte.

Schließlich begaben sich dann aber doch alle auf ihre Plätze. Trotzdem ich mich zu erinnern meine, dass führende Mediziner von Sport  um 13 Uhr bei 40 Grad im Schatten eher abgeraten hätten; aber auf den Plätzen war ja zum Glück kein Schatten. Außerdem muss man die positiven Seiten beleuchten: Wer zum Beispiel schon immer das Ambiente der Namibwüste erleben wollte, sich  aber die Reise nach Namibia sparen möchte, dem seien herzlich unsere Tennisplätze an solch einem herrlichen August-Tag empfohlen; lediglich die Dünen fehlen ein bisschen, was in Hinblick auf die Platzqualität vergangener Jahre nicht immer so war.

Zusätzlich ist es eine bewährte Strategie, sich entspannt durch eine völlig überlaufene Stadt wie München zu bewegen, indem man sich antizyklisch verhält. Das gilt im Straßenverkehr ebenso wie bei  der Freizeitgestaltung. Schon alleine aus diesem Grund musste man die Sportstädten des HC Wacker als Reiseziel dem Langwieder See oder der Isar vorziehen. Und ja, liebe Hockey Abteilung, bis zu unserem Spielbeginn waren alle 6 Plätze an diesem Tag außerhalb der Saison leer; gleiches galt allerdings auch für den Kunstrasen, wenn man von Flo Corell absieht, der extra 1,5 Stunden zu früh für seinen Trainerjob gekommen war, um noch ein paar Bälle aufs Tor zu jagen; schön, dass es Irre in beiden Sparten unseres Vereins gibt – zumindest das verbindet.

Da wir entschieden, alle vier Begegnungen parallel zu starten (in erster Linie einfach nur, weil es die Platzsituation endlich mal zuließ), kann ich über den Verlauf der einzelnen Matches leider gar nicht viel sagen. Lediglich Herr Krause spielte direkt neben mir und hatte offensichtlich relativ früh die Taktik gewählt: „Ich murmel den Ball jetzt einfach so lange rein, bis mein Gegner den verholzt“. Es wäre nun gelogen zu behaupten, dass sich daraus ein sonderlich attraktives Spiel entwickelt hätte, aber der Erfolg heiligt ja bekanntlich Vieles und das 6:2 6:2 gab ihm mehr als recht.

Auf dem Platz dahinter war Martina an die Eins der gegnerischen Damen Meldeliste geraten, die ihrer LK5 bedauerlicher Weise vollumfänglich gerecht wurde. Warum aber auch Steffi unterlag, ist noch nicht völlig geklärt. Des Ergebnis von 6:0 4:6 7:10 lässt aber vermuten, dass psychische Leiden im Tennissport auch in der Damenwelt vorkommen.

Da mir ein Sieg gelang, der in erster Linie darauf zurückzuführen ist, dass ich ab dem zweiten Satz auf die Taktik umstellte, einfach jeden Ball auf die Linie zu spielen, gingen wir mit einem dramatischen 2:2 aus den Einzeln. Da so eine Mixed-Runde bekanntlich von enormer Wichtigkeit ist, ersetzen wir für die Doppel den an 37 gemeldeten Flo Krause durch die Nummer 8, Kevin von der Heydt. Trotzdem taten wir uns schwer (ein Umstand der mir von den 2.H30 glücklicher Weise bestens bekannt ist), sinnvolle Paarungen auszuwählen. Am besten eingespielt waren auf jeden Fall Steffi und Martina, aber diese Konstellation ging an der Grundidee einer Mixed-Runde irgendwie vorbei. Die Lösung brachte schließlich Steffis brillanter Vorschlag, das davon abhängig zu machen, wer Vorhand und wer Rückhand bevorzuge. Da Martina und ich gleichzeitig schrien „auf jeden Fall Vorhand“, waren die Teams aufgestellt: Kevin und Martina an Eins, Steffi und ich an Zwei.

Da stand ich also nun vor dem ersten Mixed-Punktspiel  meiner Karriere und fragte mal in die Runde, ob hier die gleichen ungeschriebenen Gesetze gälten, wie in Clubturnieren: Keine Vollgasaufschläge auf die Damen, kein Volley-Reingegrätsche in Damen-Grundlinien-Rallyes und vor allem: Die Dame am Netz wird nicht abgeschossen. Wir einigten uns zumindest auf den dritten Punkt und ich konnte nur wenige Minuten später feststellen, wie vorbildlich mein männlicher Gegenüber diese Vorgaben umsetze, als er mit gut 350 km/h auf Steffi servierte. Der Vollständigkeit halber sei aber erwähnt, dass Steffi deutlich mehr Returns zurückspielte als ich. Trotzdem lagen wir alsbald mit 1:3 hinten, so dass ich in die große Strategie-Kiste griff: „also Steffi, du versuchst ihm auf die Rückhand aufzuschlagen. Unabhängig davon, ob das gelingt, wechsle ich direkt nach deinem Aufschlag am Netz komplett die Seite, was du dann an der Grundlinie bitte auch machst. Beim nächsten Aufschlag auf ihn täusche ich das dann nur an und jeder bleibt auf seiner Seite“. „Aha. Also beim Damendoppel besteht die Taktik einfach daraus, jeden Ball lang auf die Grundlinie zu spielen bis der Gegner kürzer wird und dann hauen wir den denen um  die Ohren“. „Ja“, dachte ich mir, “wenn ich das könnte, würde ich den ganzen Firlefanz auch nicht veranstalten.”

Wie dem auch sei stand schließlich ein 6:3 6:0 während Martina und Kevin leider unterlagen. Und ohne auch nur einen einzigen Ballwechsel ernsthaft gesehen zu haben, bin ich vollkommen sicher, dass Kevin das vergeigt hat. Zwar sieht Martina das aus der Sicht als Mitspielerin deutlich differenzierter, aber von objektiven Beobachtungen lasse ich mich schon lange nicht mehr irritieren.  Unterm Strich trennten wir uns also von den Sportskameradinnen und -kameraden des SV Helfendorf mit 3:3 Unentschieden, was nach meiner Meinung das optimale Ergebnis so einer Veranstaltung darstellt.

Aus Ermangelung interner Möglichkeiten haben wir diesen lustigen Spieltag dann noch als Team im Valleys ausklingen lassen; also ohne Kevin natürlich, der es vorzog, sich zusammen mit ca. 650.000 weiteren Münchnern an die Isar zu legen. Und da muss ich jetzt schon sagen, wundert es mich natürlich nicht, dass die Herrenmannschaften derart Probleme hatten, in der vergangenen Saison ihre Teams zusammenzukratzen – bei der Einstellung zum Mannschaftssport!

Aber ganz ernsthaft finde ich es ausgesprochen bedauerlich, dass es nur noch eine weitere Begegnung geben wird. Wer auch immer dort zum Einsatz kommt, denen sei gegönnt, dass sie genau so viel Spaß haben werden wie wir. Und selbstverständlich wäre es mir eine Ehre, zukünftig nochmal mit Kevin in einem Team auflaufen zu dürfen; auch wenn die Chancen dafür denkbar schlecht stehen, da ich ihn sowohl in LK als auch im Alter ziemlich genau um den Faktor Zwei überbiete.

Ich freue mich aber, wenn wir uns mit der gesamten Tennisabteilung in wenigen Wochen geschlossen auf dem Clubturnier wieder sehen und möchte auch nochmal an die Hockeyspieler appellieren, dass es ebenfalls eine reine Nichtmannschaftsspieler-Runde geben wird. Wer also die Frage „kannst du Tennisspielen?“ bisher mit „Weiß ich nicht – habe ich noch nie versucht“ beantwortet, kann hier um eine Erkenntnis reicher werden. Anmeldeliste hängen am Clubhaus und können auch elektronisch unter florian.fk.krause(at)gmail.com eingereicht werden.

Schammes